Kinder haben Rechte!
Kinderrechte als gesellschaftliche Aufgabe
Kinderrechte wurden beschlossen, um Kinder weltweit zu schützen und ihnen ein gutes und schönes Leben zu ermöglichen. Am 20. November 1989, also schon vor 30 Jahren, wurde auf Anregung der Regierung in Polen das Übereinkommen über die Rechte des Kindes, kurz die UN-Kinderrechtskonvention, angenommen. 10 Jahre lang haben Politiker*innen aus fast allen Ländern zusammen beraten, um diese zu schreiben. Diese Konvention regelt, was Kindern zusteht: also das, was sie bekommen, ohne, dass sie etwas dafür tun müssen. Vor allem regelt sie auch, was Politiker*innen in einem Land, Eltern sowie Sorgeberechtigten den Kindern geben müssen und auch, was sie nicht tun dürfen. In 54 Artikeln, und weiteren Artikeln in später hinzugefügten Zusatzprotokollen, sind Rechte von Kindern aufgeschrieben. Jeder Artikel beschäftigt sich mit verschiedenen Themen. In Artikel 2 zum Beispiel ist geregelt, dass die Kinderrechte für alle Kinder gelten und kein Kind diskriminiert werden darf. Auf dem Papier klingt das doch super – oder?
Wie werden die Kinderrechte in Deutschland umgesetzt?
Diese Frage zu beantworten, ist leider nicht so einfach. Sie wurden zwar von fast allen Ländern auf der Welt unterschrieben (nur nicht von den USA), es wurde aber nicht genug dafür getan, dass die Kinderrechte in all diesen Ländern auch durchgesetzt werden müssen.
Auch in Deutschland ist das ein Problem. Obwohl Deutschland die UN – Kinderrechtskonvention unterschrieben hat, werden die Kinderrechte hier nicht genügend umgesetzt und berücksichtigt, auch wenn es oft so dargestellt wird. Außerdem sind Kinderrechte kein expliziter Bestandteil des Grundgesetzes, obwohl Deutschland mehrmals aufgefordert haben, Kinderrechten einen höheren und wichtigeren Stellenwert beizumessen. Kein einziges Kinderrecht, wie zum Beispiel das Wohl des Kindes (Artikel 3), ist bisher ins Grundgesetz aufgenommen.
Im Moment ist es so, dass die Kinderrechte nur als einfaches Bundesrecht in Deutschland gelten, weshalb sie bei der Rechtsprechung nur sehr schwer und auf komplizierte Weise mit einbezogen werden können. Wenn die Kinderrechte allerdings im Grundgesetz aufgeschrieben sind, dann wären Parlamente, Ministerien, Behörden und Gerichte daran gebunden, diese Kinderrechtsperspektive immer frühzeitig mit zu bedenken. Seit vielen Jahren fordern verschiedene deutsche Kinderrechts-Organisationen wie das Deutsches Kinderhilfswerk, Unicef Deutschland, der Deutsche Kinderschutzbund in Kooperation mit der Deutschen Liga für das Kind, dass in Zukunft die UN-Kinderrechte in das deutsche Grundgesetz festgeschrieben werden. Das gilt insbesondere für das sogenannte „Kindeswohlprinzip“ und das „Beteiligungsrecht“. Ein Gesetzentwurf wurde schon formuliert, was vielleicht dazu führen könnte, dass das Grundgesetz geändert wird. Bis dahin arbeiten diese Kinderrechts-Organisationen daran, die Kinderrechte in Deutschland bekannt zu machen und sie durchzusetzen. Und Projekte wie KidsCourage arbeiten daran, die Kinderrechte auch bei Kindern und Jugendlichen bekannter zu machen.
Warum ist es wichtig, sich mit den Kinderrechten zu beschäftigen?
Zwischen Kindern und Erwachsenen herrscht ein Macht-Ungleichgewicht. Viele Menschen denken, dass Kinder Erwachsenen unterlegen sind und deshalb keine eigenen, ihren Bedürfnissen entsprechende Rechte brauchen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall! Oft wird die Frage gestellt: Warum denn noch Kinderrechte, wenn es doch schon die Menschenrechte gibt? Tja, Kinder und Erwachsene haben eben nicht die gleichen Bedürfnisse: Vor allem weil Kinder noch viel tiefer in ihrer Entwicklung stecken und ihr Überleben dadurch stark von Erwachsenen abhängig ist. Kinder dürfen wenig über ihr Leben entscheiden.
Zum Beispiel können sie sich nicht aussuchen, wo sie wohnen wollen, sie dürfen nicht wählen gehen, können nicht entscheiden, ob sie ein Geschwisterkind möchten oder nicht, oder auf welche Schule sie gehen wollen. Kinder sind deutlich mehr von Gefahr und Ausbeutung bedroht. Deshalb brauchen wir für Kinder besondere Rechte, die dafür sorgen, dass alle Kinder Schutz, Fürsorge, genügend Freizeit und Mitbestimmung genießen können.
Warum beschäftigen wir uns bei KidsCourage mit den Kinderrechten?
Bei KidsCourage beschäftigen wir uns mit Kinderrechten, weil es ein sehr wichtiges Thema ist. Kinderrechte gehen alle etwas an, aber viele Menschen – egal ob Kinder oder Erwachsene – wissen nicht genügend über sie Bescheid. Gerade Deutschland stellt sich so dar und wird von vielen Menschen so gesehen, als hätten hier lebende Kinder nichts, worüber sie sich beschweren könnten. Gedanken und Aussagen dieser Art sind gefährlich und ein Problem, weil sie die allgegenwärtigen und sehr schwierigen Lebensrealitäten vieler Kinder in Deutschland ignorieren. Wenn so getan wird, als ob alle Kinderrechte in Deutschland eingehalten werden, ist es schwer für einzelne Kinder über die Verletzung ihrer Rechte zu sprechen.
Wie können Kinderrechte als Empowerment wirken?
Bei KidsCourage wollen wir Kinder dazu ermutigen, sich mehr mit Kinderrechten auseinander zu setzen. Es kann sehr empowernd (ermutigend, ermächtigend, in sich selbst zu bestärkend) sein herauszufinden, dass es offizielle Rechte gibt, die speziell die eigenen Bedürfnisse und Grenzen schützen sollen und auf die Kinder auch selbst verweisen können. Dadurch, dass wir Kinderrechtsverletzungen wie Gewalt & Diskriminierung thematisieren, ist es dann einfacher für sie, diese zu erkennen. So können Kinder Handlungen und Aussagen als verboten benennen, wenn diese Situationen in ihrem eigenen Alltag passieren. Das Erkennen und Worte-Finden für das, was passiert, sind grundlegend, um für sich selbst und füreinander einstehen zu können. Und genau das ist ja, was wir uns am Ende des Projekttages oder auch innerhalb des Teams bei KidsCourage fragen: Was können wir tun, damit es allen gut geht, damit alle sie selbst sein können, ohne deshalb Nachteile zu erfahren?
Du möchtest noch mehr über die Arbeit zu Kinderrechten & Antidiskriminierung kennenlernen? Du suchst empowerndes Lehrmaterial und Methoden, um mir Deinen Schüler*innen zu arbeiten? Dann schau mal in unserer Rubrik Publikationen vorbei!